Seit einiger Zeit ist Yoga sehr angesagt.
Es heißt, man soll Körper, Geist und Seele vereinen, um Stress und Anspannungen abzubauen, um den Körper gesund zu halten und mit Energie aufzuladen.
Und so dachte ich mir, das mache ich auch.
Yoga ist eine viele tausend Jahre alte indische Philosophie.
Eine Technik zur Erlangung eines starken und geschmeidigen Körpers und eines entspannten, ruhigen Geistes.
Also genau das richtige in unserer lauten und viel zu schnellen Welt.
Kaum hatte ich mich dazu entschlossen, saß ich auch schon am Bildschirm und schaute mal, was ich alles brauchen würde, um mir eine Ecke in unserem Domizil gemütlich ausstatten zu können.
Kaum war ich im Internet, wurde ich überflutet von Angeboten.
Gefühlte sechsundneunzig verschiedene Yogamatten. Welche war die Richtige?
Meditationskissen. Das gleiche Problem. Taschen und Handtücher. Konnte man nicht jedes beliebige Badehandtuch benutzen oder wurden diese speziellen Handtücher vorher noch speziell behandelt oder von einem Yogi seliggesprochen. Jetzt neige ich zu sarkastischen Bemerkungen. Verzeihung.
Ich brauchte lange, bis ich eine Entscheidung getroffen hatte.
Ich schickte die Bestellung los. Nach wenigen Tagen hatte ich alles, was ich brauchte.
Der Mann, mit dem ich verheiratet bin, schaute etwas irritiert und fragte, ob das wohl das Richtige für mich sei. Ich beruhigte ihn und erklärte ihm, dass ich weit vor seiner Zeit so etwas schon gemacht habe.
Ich hatte schon etliche Videos in meiner Mediathek gespeichert. Es gab Yoga auch als eBook. Wunderbar, jetzt konnte ja nichts mehr schief gehen.
Ich suchte mir eine Ecke in unserem Wohnzimmer und richtete mich in unmittelbarer Nähe des Sofas gemütlich ein.
Ich hatte selbstverständlich auch die passende Kleidung und Entspannungsmusik.
Kaum hatte die Musik angefangen, hörte ich schon die Stimme meines Mannes aus dem Nebenzimmer. „Kannst Du mal andere Musik machen?
Da schlafen mir ja die Füße ein“!
Das ging ja gut los. Aber gut, ich war wie immer bemüht, jeden Streit zu vermeiden und suchte andere Musik aus.
Dann wählte ich das erste Video aus. Das fing auch ganz entspannt an.
Prima. Nach wenigen Minuten wurde ich jedoch eines Besseren belehrt.
Ich fing an zu keuchen und der Schweiß stand mir auf der Stirn. Ich hielt das Video erstmal an.
In der Zwischenzeit hatten unsere beiden Katzen Wind davon bekommen, dass im Wohnzimmer eine lustige Darbietung von ihrem Frauchen lief.
Die beiden nahmen auf dem Sofa Platz. Sie saßen dicht nebeneinander und verfolgten jede meiner Bewegungen.
Das machten sie synchron. Ich musste lachen. Damit hatte ich den Anschluss an die Übungen verpasst. Egal, ich suchte mir ein neues Video.
Etwas mit Entspannung, Atmung und Meditation.
Es ging ganz locker auf dem Rücken liegend los. Das gefiel mir.
Irgendwie musste ich wohl eingeschlafen sein. Als ich wieder wach wurde, lagen die beiden Katzen direkt neben mir und schliefen und mein Mann stand neben der Yogamatte und grinste.
„Scheint ja sehr entspannend zu sein, dieses Yoga“.
„Lach Du nur. Du hast keine Ahnung, wie Yoga funktioniert“.
Ich machte jetzt erstmal Schluss. Morgen war auch noch ein Tag.
Vierundzwanzig Stunden später rollte ich meine Matte wieder aus, zog mein Yoga – Outfit an und begann mit einem neuen Video. Keine drei Minuten später saßen die beiden Katzen wieder auf dem Sofa. An genau der gleichen Stelle. Ich überlegte, ob ich die Plätze vielleicht nummerieren oder vielleicht Eintritt verlangen sollte.
Aber so nach und nach bekam ich den Dreh heraus.
Wer die Wahrheit beim Yoga finden will, darf die Suche nicht gleich aufgeben. Das ist wie bei einem guten Wein. Da hört man auch nicht gleich nach dem ersten Glas auf.
Ich mag ja ganz besonders diese Yoga Übung, bei der man auf dem Sofa eine bequeme Position einnimmt und diese unter gleichmäßigem atmen stundenlang hält. 😅😉
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